147 Wartemodus

written by Kate on in all home garden year03

Ich bin im Garten um nach allem zu sehen und es ist so kalt schon wieder, aber alles lebt um mich rum und ich bin so froh, dass nichts kaputt ist.

Zuhause nahmen die Dinge endlich Gestalt an. Wir hatten alles absolut Notwendige wieder. Es war Warten angesagt.

Warten auf ein dauerhafteres Zuhause. Warten auf Frühling. Warten auf meine OP. Alles fühlt sich nach Limbo an. Ich war voll und ganz im Wartemodus.

Auf Peertube schauen Spenden

Die Küche ist so gerade nutzbar. Also warte ich, bis ich sie wieder los bin. Warten auf eine Küche mit funktionierendem Herd, eine Küche mit genug Raum zum Arbeiten, genug Stauraum für uns. Unsere Küche ist im Wartemodus, aber es geht irgendwie. Es ist ja nur vorübergehend, alles nur temporär.

Dinge brauchen etwas länger, aber ich komme klar. Ich backe Brot und Pizzen, koche Brühe und Mahlzeiten. Ich koche ein.

Ich fühl mich in dieser Küche nicht wohl. Der kaum funktionale Raum nimmt mir den Spaß am Kochen, aber es geht.

Während es wenig Platz zum Arbeiten oder Verstauen gibt, kann man sich hier wenigstens bewegen. Es ist nicht alles schlecht. Manche Dinge sind hier sogar besser: die Spüle vom Sperrmüll ist echt hilfreich. Die Spülmaschine, die man uns gab, ist prima.

Aber das hier ist nicht Zuhause, es wird es nie werden. Zu viele Nachbarn, zu viel Müll, zu viel Licht- und Lärmverschmutzung. Zu wenig Natur, zu wenig Ruhe, zu wenig Raum zum Atmen, Denken und Existieren.

Filmen war in den Hintergrund gerutscht während ich auf meine Operation wartete. Warten, warten, warten.

Ich hatte mir das früheste OP-Datum ausgesucht, dass nach meinen Klausuren und Seminaren frei war. Nun konnte es nicht schnell genug gehen. Ich hatte keine Angst operiert zu werden. Ich hatte Angst vor Krankenhaus und Genesung.

Ende Januar ist mir dann aufgefallen, dass es Mehrbettzimmer gibt. Ich erinnerte mich an all die Male, die ich in Krankenhausbetten heulte, heulte dass ich dort sein musste, dass dort Menschen waren.

Aber von meiner OP erzähle ich euch ein anderes Mal. Stattdessen, verstecken wir uns im Garten.

Kate redet in die Kamera und lacht. Im Hintergrund ihr Gartenhaus.

Ich schau hier nur kurz nach allem und es ist so kalt schon wieder, aber es ist überall Leben um mich und ich bin so froh, dass nichts kaputt oder weg ist. Ins Gartenhaus komme ich leider nicht, weil ich es endlich abgeschlossen hatte und keinen Schlüssel dabei habe, aber es ist zu, also gehe ich davon aus dass da drinnen alles passt.

Die Ableger, die ich in Töpfe gepackt habe um sie mitzunehmen, wenn wir in den neuen Garten ziehen, wannimmer und woimmer das sein wird, sehen alle gut und gesund aus. Lasst uns mal schauen.

Schau mal! Außer der Banane lebt alles noch. Die Banane ist tot. Ich weiß nicht warum. Aber ist wohl so. Die Erdberen sehen noch sehr gut aus, die Lavendel auch. Und sogar die Erdbeerfplanze hier hinten, die umgefallen ist, alles sieht gut aus.

Außer der Banane hat's alles geschafft. Wir nehmen hier und hier von etwas mit heim, damit ich neuen Sirup machen kann, aber ja, alles sieht gut aus.

Sogar hier, wo ich alles kaputtgerupft habe, sieht man Leben. Schaut mal. Da sind Tulpen und Erdbeeren. Mehr Tulpen hier. Da ist ne Tulpe und da ist ne Tulpe. Sogar wo ich alles rausgeholt hatte, wirds einfach neue Erdbeeren und Tulpen geben. Schaut euch das an. Kaum noch Erde drin und die Erdbeeren wachsen.

Ein bisschen geerntet habe ich auch. Ich hol mir noch kurz was von der Minze. Hmm, ne, ich lass die lieber hier. Nicht genug dran. Dann eben nur... Nein. Ich hab keine Schere. Verdammt.

Ich wollte von der Minz was mitnehmen und vom Lavendel, aber das wird wohl nichts. Ich komm nicht an die Schere. Die ist natürlich im Gartenhaus. Naja, nächstes Mal.

Aber der Garten sieht gut aus! Nichts, was ich unbedingt erledigen muss. So kann alles bleiben bis ich das nächste Mal wiederkomme. Gibt wohl doch noch gute Neuigkeiten heute.

Es war ein langer Tag. Soziale Batterien bei Freundys aufgeladen, ehemaligen Nachbarys, die Freundys wurden. Und jezt bin ich im Garten und hab geerntet. So geht's mir besser.

Der Garten brachte viel Erholung für meine Nerven. Ich war leider nicht lange dort, da es spät und kalt wurde. Aber zu sehen wie gut mein Feldsalat und Spinach aussahen, ein bisschen zu Ernten, Erde anzufassen. Es half.

Die Beeten waren durch, aber der Lauch sah vielversprechend aus. Die darf ich im Frühsommer dann ernten. Es gibt dieses Jahr doch Ernten.

Und ich werde wohl doch sehen dürfen, was aus Knoblauch und Zwiebeln wird, weil der Teil des Gartens noch bis Dezember meiner ist. Und wenn ich hier eh nach allem sehe, dann bin ich hoffentlich hier, wenn es Zeit ist zum Ernten.

Nächstes oder übernächstes Mal, packe ich dann auch die Kartoffeln in die Erde. Die wollte ich eigentlich ansehen, aber ich komme nicht ins Gartenhaus...

Ich vertraue einfach mal drauf, dass drinnen alles passt und schau mir Knoblauch und Zwiebeln an.

Das Beet, dass ich zuerst angeschaut habe, hat viel mitgemacht. Mein Mann hatte es übersehen, als er beim Umzug Dinge ins Gartenhaus brachte. Zertrampelt und trotzdem okay.

Die Zwiebeln schauen nur ein bisschen aus dem Mulch. Aber alle Beete sind gesprossen.

Die frühesten Frühlingskräuter zeigen den nahenden Frühling an.

Es ist wohl Frühling. Die ersten! Ich hab Natur essen vermisst.

Trotz der Zeichen des Vorfrühlings waren die Temperaturen noch niedrig. Das Eis musste ich einfach antippen.

Die Zwiebeln sind etwas hinterm Knoblauch zeitlich, aber alle Lauchpflanzen scheinen zu wachsen. Kaum überwinterte Ackerbohnen, leider. Die Sproßen sind wohl sehr lecker für irgendwas Wildes. Inzwischen sind es noch drei.

Okay, fast bereit zu gehen, nur noch schnell im Gewächshaus schauen, dass da alles gut ist und die Kübel dort davor alle in Ordnung sind.

Also, kurz rein hier und schauen. Die unbekannte Kohlpflanze ist noch da, alles andere sieht ziemlich traurig aus. Naja, wir haben es ja zurückgeschnitten. Mal sehen, ob was wiederkommt, wenn es warm wird. Aber nichts kaputt, alles soweit okay, also passt.

Die Balkonkübel waren noch grün. Ich brauche sie noch nicht, also lasse ich sie wachsen. Und, wer weiß, vielleicht bekomme ich ja Salat oder Kohlblättchen. Mal sehen, was passiert.

Ich hatte echt Probleme die andere Seite zu filmen. Die Kamera wollte nicht auf die Äste und Knospen scharfstellen. Also, sage ich euch einfach, dass fast alle Äste frisches Wachstum hatten. Ich weiß nicht mehr, was was ist, aber es sind alles Beerenbüsche.

Die zwei Terracottakübel sind um die Blaubeeren. Die wuchsen auch wieder nach dem Winter. Und jetzt warten wir bis wir einen neuen Garten finden. Wohl noch mehr warten.

Bis dahin genieße ich meinen Garten in kleinen Dosen von Glück. Der Frühling kommt. Bald erhole ich mich von der OP.

So long, und danke, dass ihr da seid.

<< Previous item