156 Abschied vom ersten Garten

written by Kate on in all home garden year03

Dieses Jahr war ein Jahr voller Balds und Zwischendrins, voller Nervosität, Warten und Sorgen. Dieses Jahr war aber auch ein Jahr voller Vorfreude und Hoffnung. Videos gab es nur selten. Heute geht es im Schnelldurchlauf durch den Sommer, damit wir wieder etwas aufholen.

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Jahrelang hatten wir darüber gesprochen irgendwann Kajaks zu kaufen. Ende Juni wurde dieser Traum endlich erfüllt. Im Juli haben wir jede mögliche Minute auf dem Wasser verbraucht. Ich freute mich wie ein Keks über jedes Tier. Ich hab endlose Stunden Aufnahmen von hübschen Wasserlandschaften, die ich vom Kajak gefilmt habe, mit und ohne Tierwelt. Das Naturschutzgebiet an der Peene ist unglaublich schön. Die Bewegung half meinem Körper, der von einem Jahr ohne Garten deutlich geschwächt war.

In der Hoffnung auf eine ruhige Nacht mit Biebern, paddelten wir zu einem Campingplatz. Leider waren wir dort absolut nicht alleine. Der Campingplatz war fast komplett voll. Wir schauten dem Sonnenuntergang über dem Fluss zu und Pepper schnappte nach Mücken. Als ein Partyboot am nächsten Morgen anlegt, paddelten wir heim. Einer der heißesten Tage des Jahres machte das Paddeln mühsam.

Zurück an der Einsetzstelle von der wir losgepaddelt waren, musste das Auspacken warten, weil ich dem Hochzeitsflug der Ameisen zusehen musste. Wir haben den regenarmen Sommer voll ausgenutzt, der in anderen Teilen Deutschlands endlose Hitzewellen brachte. Pepper genoß die Sonne. Es regenete wochenlang nicht und wir hatten viele Gelegenheiten zum Paddeln.

Zuhause brachte mir ein überfordertes Nachbary einen Vogel den Kinder belästigt hatten. Die lokalen Hilfsstellen hatten alle keine Zeit, also entschied ich ohne Erfahrung mein Bestes zu tun. Wenigstens konnte mir eine Hilfsstelle sagen, was ich für einen Vogel hatte: einen Mauersegler. Mauersegler sind sehr schwer zu füttern, weil sie Fluginsekten fressen, aber wir hatten Glück: die Eltern halfen aus. Der Vogel war sehr schwach, als ich ihn bekam, nahm dann aber recht schnell zu. In den ersten Nächten schlief er drinnen, danach wurden meine Balkonkästen sein Nest. Wenn ich nicht oft genug nachgeschaut habe, klopfte er am Fenster. Niedlicher kleiner Fratz! Nach ein paar Tagen Pflege flog der Vogel davon und gesellte sich zum Schwarm.

Andere spannende Vögel kamen vorm Fenster in der Kleinstadt vorbei. Dieser europäische Grünspecht war besonders spannend und wir beobachteten, wie er nach Ameisen zwischen den Blumen pickte. Ich hab endlich das Backen wieder unter Kontrolle bekommen. Brot, Brötchen und Pizza wurden wieder zuverlässig gut.

Wir hatten gehofft, dass das Gartenhaus-Sofa bis zum Umzug durchhalten würde, aber selbst bei meinem Gewicht wurde es wackelig. Also bestellten wir Außen-Sitzsäcke für die baldige Terrasse und sind nun im Studi-WG-Stil unterwegs. Die alte Couch musste weg.

Kate in einem Kajak auf einem Fluss mit Schilf-Ufer. Pepper liegt vor ihrem Schoßmit seinem Kopf auf Kates Knie.

Wir verbrachten noch mehr Zeit auf dem Wasser. Und dann durften wir etwas super spannendes beobachten: Auf dem Heimweg kurz vor Sonnenuntergang, durften wir einen Bieber sehen. Wir hatten nur die Handykameras dabei, aber es gibt Aufnahmen des Treffens. Für gute zehn Minuten, schauten wir gebannt zu. Ich wusste, dass Bieber große Tiere sind, aber einen nah zu sehen hat das echt erst rübergebracht. Wir hatten gehofft irgendwann Bieber zu sehen, waren aber davon ausgegangen, dass das beim Campen passiert. Als ein Motorboot laut näherkam, verscheuchte es das Tier und es tauchte ab. Wir hatten es wohl gar nicht gestört. Ich kann das echt verstehen. Ich mag die Motorbote auch nicht.

Mitte August habe ich einen Hänger gemietet und ein Freundy und ich haben das Gewächshaus im alten Garten abgebaut. Der Garten ist überwuchert mit hohem Gras und allen möglichn Pflanzen dazwischen. Man sieht die Beete kaum noch. Den Garten verlassen fühlte sich komisch an. Aber es half sehr, dass ich wusste, dass wir bald einen neuen haben. Ich habe nichts gehört, dass jemand hier übernehmen wird, also gehe ich von Wildnis auf absehbare Zeit aus. Als wir fertig waren, war nur ein Stapel Backsteine übrig, wo das Gewächshaus gestanden hatte. Die habe ich zwei Wochen später noch abgeholt.

Das Freundy, das mir geholfen hatte, hatte mich auch Mirabellen von ihrem Baum ernten lassen. Ich habe sehr viele mitgenommen. Sehr, sehr viele. Im Laufe der nächsten Tage entkernte ich die und kochte sie in Marmelade. Manche waren noch zu grün, also ließ ich die nachreifen. Dieses Werkzeug machte alles einfacher. Ich hatte es für Pflaumen im Jahr davor gekauft, aber das waren schlecht lösliche Steine. Für die Pflaumen hatte es schlecht funktioniert und Kirschen hatte ich keine letztes Jahr. Aber dieses Mal, klappte es gut. Ich hab mich schnell durch die Mirabellen gearbeitet. Und langsam wurde der Korb leerer. Ich hatte noch eine riesige Schüssel grüne Mirabellen, die noch Zeit brauchten, aber auch genug um mit Einkochen anzufangen.

Ich nutzte ein französisches Rezept für Marmelade ohne Pektin, wo man die Steine in einem Tuch mitkocht. Schüssel für Schüssel, zuckerte ich die Früchet, lies das ziehen und kochte das dann gut runter bis es die richtige Konsistenz hatte.

Ein paar Tage später musste ich Pepper zu seiner OP bringen. Er bekam endlich den Knubbel entfernt... und acht Zähne. Es ist alles gut verheilt. Ihm geht es prima. Ich hab mehr Marmelade gekocht. Als die grünen reif waren, kochte ich die auch noch ein. Ich war so glücklich. Meine Johannisbeermarmelade hatte gar nicht geklappt. Ich hatte Gelierzucker genommen. Großer Fehler. Ich war auf der Suche nach neuem Apfelpektin gewesen, aber das konnte ich nirgends mehr finden oder es war komplett überteuert. Also hab ich nach Rezepten ohne Pektin gesucht und tatsächlich was Passendes gefunden. Mit etwas Ermutigung von Menschen online hatte ich dann Marmelade.

Wir hatten auch endlich eine Gelegenheit, den Mühlenaufsatz für den Standmixer zu testen, ein Geschenk zu meinem letzten Geburtstag. Der Roggen wurde zu grobem Mehl für den Sauerteig gemahlen. Die Kulturen im Ansatz scheinen ihr neues Futter zu mögen.

Ein weiteres Stadtbewohner-Tier schien das Vogelfutter vom Nachbary oben zu genießen.

Mehr Zeit auf dem Wasser brachte mehr Tiersichtungen mit sich. Wir sahen die Landschaft im Wandel, Sommer zu Herbst. Erst verschwanden die Wasserlilien von der Oberfläche. Dann nahmen Wasserlinsen überall das Wasser ein, sehr zur Freude der Schwanfamilie, die wir aufwachsen sahen. Sie schlabberten das Zeug in großen Mengen in sich rein. Das älteste Kücken wurde schon weiß. Die Vegetation am Ufer änderte sich auch. Der Schneeball trug Früchte, Hopfen schlängelte sich am Schilf hoch. Langsam wurde das Wasser immer grüner mit den Nährstoffen der gammelnden Pflanzen (nun ja und der Landwirtschaft).

August wurde September. Wenn wir nicht auf dem Wasser waren, schrieb ich meine Masterarbeit. Die kleine Maus kehrte zurück. Wir glauben, dass sie in einem der Balkonkästen nistet und das endlose Futter von oben genießt. Der Unterschlupf unserer Balkonkästen und Futter das vom Himmel regnet klingen nach einfachem Wohnen. Solange sie draußen bleibt, machen uns Besuche von diesem niedlichen kleinen Fellfreund nichts aus.

Ein grüner Schleim bildete sich auf der Peene. Lokale Menschen erzählten, es sei dieses Jahr besonders schlimm. In manchen Teilen war es so dick und dicht, dass Pepper dachte er könne aussteigen--und Baden ging.

Krähen sind direkt an der Peene seltener, aber näher an den Städten sehen wir einige. Am Fluß ist einfach mehr Abwechslung im Tierreich und Krähen haben Konkurrenz. Die Stare migrierten gerade durch die Gegend, so viele, dass einige Bäume aus der Ferne schon summten. Die Starenschwärme im Flug sind unglaublich schön, der Lärm war, nun ja, laut. Ich verstehe, warum das Menschen stört. Ich liebe es.

Nichtsdestotrotz war ich froh um die Stille, als wir vorbeigepaddelt waren. Ignoriert das Handtuch. Ich war schwimmen.

Während einem der ersten Gartenbesuche im neuen Garten durfte ich Pflaumen von unseren baldigen Bäumen ernten. Ich erntete eine große Kiste voller Pfirsiche und schon war ich wieder in der Küche.

Als ein Nachbary einen riesigen Kürbis zum teilen brachte, wandelte ich übrigen Kartoffelbrei in Kürbisgnocchi um. Ich macht direkt eine große Ladung um was einzufrieren, aber die waren so gut, dass wenige übrig blieben. Kartoffelbrei, Mehl, gekochter Kürbis, Ei, Gewürze. Lecker. Ich mache die nach Gefühl. Wenn der Teig sich richtig formen lässt, koche ich sie für ein paar Minuten. Die sind super geworden. In diesem Zustand hab ich sie dann eingefroren. Für extra lecker, hab ich einen Teil angebraten. Übrigens: man schmeckt den Kürbis quasi nicht. Ich hatte so viel Kürbis, dass ich einen Teil süßsaure eingekocht habe. Ein Mensch im Fediversum hatte das empfohlen und es wurde super. Jetzt sind die Regale voll und ich zufrieden.

Und dann wurde mir der neue Garten früher übergeben. Das Haus war noch bewohnt, aber ich konnte schon gärtnern. Ich freu mich riesig das Kapitel mit euch beim nächsten Mal zu teilen. So long und danke, dass ihr hier seid.

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