Die Genesung von meiner Hysterektomie erforderte viel Geduld. Geduld ist nicht meine Stärke. Langsame Spaziergänge, rumsitzen, viel liegen. Gezwungenermaßen viel Zeit auf dem Laubensofa, das aktuell in der Zwischenwohnung steht zu verbringen, brachte viel Masterarbeit-Fortschritt, aber auch Ruhelosigkeit und Langeweile.
Sobald ich das Okay vom Arzt hatte, wurde der Tatendrang in Taten umgesetzt. Auf dem Rückweg vom Frauenarzty fuhr ich am Garten vorbei -- und entschied den Kofferraum vollzuladen um nicht leer zu fahren.
Mein Hirn rauschte vom Lesen von mehr als Hundert Papern. Ich brauchte eine Gartenauszeit.
Es war nicht schön draußen, also fing ich im Gartenhaus an und hoffte auf etwas mehr Wärme draußen.
Ich war alleine da, also hab ich vor allem die längeren Teile mitgenommen, die mit Beifahrer nicht ins Auto gehen. Ich sortierte und verschaffte mir einen Überblick über die Dinge, die noch im Gartenhaus lagern. Ende Juni müssen wir hier raus sein.
Wir haben immer noch kein permanenteres Zuhause gefunden, immer noch keinen passenden Garten für uns. Jede Zelle meines Körpers sehnt sich nach Ankommen, nach Niederlassen, danach einen neuen Garten anzufangen.
Ein kleines Freundy unterbrach die Arbeit: eine dunkle Erdhummel, die wohl im Gartenhaus überwintert hatte. Jetzt wo ich fast nie hier bin, musste sie nach draußen umziehen um nicht gefangen zu sein. Keine Kate, keine offenen Türen. Ich hab sie an einen wärmeren Ort im Garten gebracht. Mehr konnte ich für das wunderschöne Tier nicht tun. Sie hat sich fast zehn Minuten auf meiner Hand aufgewärmt bevor sie warm genug war um weiterzuziehen. Ein paar Minuten später flog sie sogar und hat sich am Fuß der Kirsche niedergelassen.
Ich hoffe der Garten wird weiter Unterschlupf bieten. Die Gärten hier sind nicht besonders beliebt. Dieser Garten wird vermutlich wieder vernachlässigt werden. Ein Teil von mir hofft, dass mein Garten den Tieren überlassen wird, aber das Gartenhaus bräuchte etwas Zuneigung.
Ich habe ein gutes Dach gebaut. Das wird Jahre halten. Es wäre schade, wenn all die Arbeit verschwendet wird.
Ich wusste, dass dieser Garten nur temporär ist -- auch wenn ich ein paar Jahre erwartet hatte. Ich wusste, es war ein Probelauf. Ich wünschte, wir hätten in der Wohnung in der Nähe des Gartens bleiben können, den Garten nutzen bis wir eine Bleibe haben. Aber bleiben war keine Option.
Also habe ich mehr Dinge vom Gartenhaus ins Auto getragen. Ein langgezogener Abschied vom Garten. Langsam wird das Gartenhaus leer. Mit jedem Gartenbesuch wird es leerer.
Bald muss ich mal Werkzeug mitbringen um die Regenrinnen abzumachen, das Schloss zu entfernen. Ich gebe zu, es fühlt sich komisch an, dieses Land aufzugeben.
Ich bereue nichts. Es war es alles wert.
Nicht mal Pepper war dieses Mal dabei wegen des Arztybesuchs, also füllte ich das Auto bis zum Anschlag. Etwas Tetris, dann sicherstellen, dass alles sicher verstaut ist für die lange Fahrt heim.
Das Auto wird auch immer älter, immer gefahrener, aber es tut noch was es soll. Ich hoffe, es fährt noch ein paar Jahre. Wir brauchen hier im ländlichen Mecklenburg-Vorpommern ein Auto, egal wie sehr ich keines haben möchte. Ich erspare euch den Nahverkehrsmangel-Vortrag heute.
Mein Körper verlangte nach weniger Laufen, weniger Rumstehen, also hockte ich mich hin um die Hände in Erde zu bekommen.
Rund ums Gewächshaus stehen überall Kübel mit Beerenbüschen und anderen Pflanzen. Der Kompost wurde leider den ganzen Winter ignoriert, also gab es keine verfügbare Erde. Klarkommen, mal wieder. Ein bisschen Erde hier, ein bisschen Kompost da, einen anderen Kübel ausleeren. Ich bekam es hin.
Ich wollte keinen einzigen Zweig aufgeben, der noch in einen Beerenbusch heranwachsen könnte. Klar.
Ein Freundy hatte mir große Kübel gegeben, aber selbst die konnten den großen roten Johannisbeerbusch nicht fassen. Also plante ich weiter die Kleineren und suchte nach einer Lösung.
Ich rettete die Balkonkübel, die mein Maisbeet umrandet hatten. Ich war nie dazu gekommen sie zu bepflanzen.
Ich hab keinen Plan mehr, was in diesen Kübeln ist. Ich muss auf Blätter oder Früchte warten um die zu identifizieren. Es sind rote, weiße und schwarze Johannisbeeren, Stachelbeeren, Himbeeren, Blaubeeren, Erdbeeren, inzwischen sogar eine dornlose Brombeere von einem Freundy. Die meisten sind nicht identifizierbare Zweige aktuell.
Der Metalleimer hatte die meisten davon im Winter gehalten. Ich bin überrascht, dass alle Wurzeln und Knospen bilden.
Ich hatte mehrere Zweige von jeder Sorte genommen für bessere Chancen. Jetzt habe ich mehr Beerenbüsche. Tja.
Was ich nicht hatte war ein Garten um die Pflanzen in die Erde zu bekommen, also puzzelte ich Kübel. Ich habe versucht die Größen so gut wie möglich zu sortieren, aber manche brauchen bald größere Kübel.
Kein einziger großer Kübel war übrig und der große Johannisbeerbusch musste in einen Karton ziehen.
Wenn wir nicht bald einen neuen Garten finden, muss ich vermutlich größere Kübel und Pflanzerde kaufen.
Ich werde sie am Leben halten. Ich will unseren nächsten Garten mit einer guten Fruchtversorgung starten. Bisher sehen sie alle zufrieden und gesund aus. Es wächst alles so schnell im endlosen Sonnenschein.
Mein Freundy vor Ort gleicht den extremen Wassermangel aus. Es hat seit Wochen nicht geregnet. Zum Glück habe ich Menschen, die für mich Regen spielen.
Inzwischen habe ich mich voll erholt. Alle Einschränkungen sind aufgehoben. Wochen sind seit diesem sehr langsamen Spaziergang in der Frühlingssonne vergangen. Inzwischen können Pepper und ich wieder rennen. Er hat etwas Gewicht verloren und die Schmerztabletten helfen.
Wir werden weiter auf längere und längere Spaziergänge gehen bis ich wieder fit und Pepper wieder gesund ist.
So long und danke, dass ihr hier seid. Es bedeutet mir unendlich viel, dass ihr noch da seid.